Warum der Mensch im Sprachenlernen unverzichtbar bleibt

Die von uns bei Berlitz durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass Menschen lieber von anderen Menschen lernen. Auch wenn KI ein großartiges Werkzeug zum Sprachenlernen sein kann, ist sie dennoch nicht in der Lage, sich vollständig an die Vorlieben, Emotionen und das Tempo eines Lernenden anzupassen. Vor allem fehlt ihr die zwischenmenschliche Interaktion, die laut Studien einer der wichtigsten Motivationsfaktoren für Sprachlernende auf der ganzen Welt ist.

Soziales Lernen: Was Menschen können, was KI (noch) nicht beherrscht

Eine Sache, die wir alle über künstliche Intelligenz wissen müssen, ist, dass es sich dabei nicht um echte Intelligenz handelt. Die meisten KI-Tools, die beim Sprachenlernen eingesetzt werden, basieren auf umfangreichen statistischen Modellen, die das nächste Wort vorhersagen, was im Wesentlichen eine sehr fortschrittliche Form der Textvorhersage ist. Was sie nicht können, ist kritisch zu denken, sich in andere hineinzuversetzen oder ihre Herangehensweise an die Emotionen, die Körpersprache oder die Verwirrung eines Lernenden anzupassen.

Das ist enorm wichtig, denn beim Lehren geht es nicht nur darum, Informationen zu vermitteln, sondern auch darum, Menschen zu verstehen. Menschliche Lehrer können das Unbehagen eines Schülers spüren, kleine Erfolge feiern und in Echtzeit den Kurs ändern. Sie bringen etwas mit, was KI nicht kann: Geschichtenerzählen, kulturellen Austausch und persönliche Anekdoten, die den Unterricht einprägsam und nachvollziehbar machen.

Das gemeinsame Lernen mit anderen verstärkt diesen Effekt noch. Der Aufenthalt in einem Klassenzimmer mit Gleichaltrigen, das Teilen von Witzen und der Aufbau einer Beziehung zum Lehrer steigern die Motivation erheblich und vermitteln den Schülern ein greifbares Gefühl des Fortschritts. Umfragen zeigen immer wieder, dass Schüler zwar gerne KI-Chatbots für bestimmte Aufgaben nutzen, aber die direkte Interaktion mit Menschen als weitaus motivierender und einprägsamer empfinden. Eine Studie ergab sogar, dass 27.2% des Engagements von Online-Schülern durch die emotionale Intelligenz der Lehrkräfte erklärt werden können, selbst in Fernunterrichtssituationen.

Auch kulturelle Kontexte spielen eine Rolle. In kollektivistischen Kulturen (wie Lateinamerika und Italien) ist Lernen von Natur aus sozial geprägt. In eher individualistischen Kulturen (wie Deutschland und Polen) hängt die Motivation oft von einer strukturierten Rechenschaftspflicht gegenüber einem Lehrer ab. In beiden Fällen fördert die emotionale Bindung, sei es zu Gleichaltrigen oder zu Lehrern, die Ausdauer – etwas, das KI allein noch immer nur schwer nachbilden kann.

 

Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Tisch und unterhalten sich fröhlich.

 

Lerneffektivität im Vergleich: Mensch vs. KI

KI ist mittlerweile in fast jeder Phase des Sprachenlernens präsent. Lehrer nutzen sie, um Grammatik- und Vokabelübungen zu erstellen (41%) und Lese- oder Hörmaterialien zu generieren (35 %), während Schüler sie für Ausspracheübungen, sofortiges Feedback und das Entdecken neuer Vokabeln nutzen. Trotz dieser Vorteile bewerten etwa 85 % der Lernenden die menschliche Interaktion immer noch als „sehr“ oder „ziemlich“ wichtig für ihren Sprachlernprozess.

In vielen Bereichen des Sprachunterrichts, wie zum Beispiel beim Aufbau einer emotionalen Beziehung, beim spontanen Korrigieren und beim Anpassen an kulturelle Nuancen, sind menschliche Lehrer den KI-Tutoren immer überlegen. KI-Tools können zwar Grammatik korrigieren, Ausspracheübungen vorschlagen oder neue Wörter einblenden, aber sie können keine Frustration erkennen oder den Erklärungsstil an die Vorgeschichte jedes einzelnen Lernenden anpassen. Und oft sind sie selbst bei einfachen Aufgaben verwirrt und geben falsche Erklärungen oder Beispiele, die nicht wirklich Sinn ergeben.

Deshalb glauben wir bei Berlitz, dass Erfolg aus der Kombination von menschlichem Unterricht und KI-gestützter Personalisierung entsteht. Wenn dieser Ansatz gut umgesetzt wird, führt er zu besseren Ergebnissen, größerer Zufriedenheit und einer nachhaltigeren Wirkung als jede der beiden Methoden für sich allein. Und sowohl Lehrer als auch Schüler auf der ganzen Welt scheinen uns zuzustimmen.

Motivation als Antrieb für echten Lernerfolg

Gamifizierte Lernplattformen ziehen zwar Millionen Nutzer an, doch die Motivation lässt häufig nach, sobald Lernende alleine üben. Forschung bestätigt das: Eine EFL-Studie aus Saudi-Arabien zeigte, dass Schüler, die an Gruppenaktivitäten teilnahmen und Feedback von Gleichaltrigen erhielten, deutlich motivierter und ausdauernder waren als jene, die ausschließlich mit Apps lernten.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Motivation entsteht beim Sprachenlernen durch Faktoren, die KI nicht ersetzen kann – zum Beispiel gegenseitige Verantwortung in der Gruppe, interaktive Aktivitäten wie Debatten oder Rollenspiele, Wertschätzung durch Lehrkräfte und Mitschüler sowie der subtile Wunsch, Menschen, die einem wichtig sind, nicht zu enttäuschen. KI kann Lob imitieren, aber sie kann nicht die Empathie in Stimme, Blick oder Körpersprache eines Lehrers vermitteln, die gutes Feedback erst bedeutsam macht.

Wird Motivation aktiv gefördert, steigt der Lernfortschritt. Und Fortschritte wiederum verstärken die Motivation. Kleine Erfolgserlebnisse – selbstbewussteres Sprechen, die Teilnahme an Diskussionen oder positives Feedback eines Tutors – schaffen einen Kreislauf, der Lernende langfristig engagiert hält.

Warum KI an Grenzen stößt und was das für das Lernen bedeutet

Trotz ihrer großen Chancen hat KI im Sprachenlernen klare Grenzen, vor allem bei komplexen Aufgaben oder weniger verbreiteten Sprachen. Sie macht Fehler, scheitert an komplizierten Anweisungen und „erfindet“ manchmal Antworten, die nicht stimmen. Studien zeigen, dass große Sprachmodelle wie GPT-3.5, PaLM oder LLaMA zunehmend selbstbewusst, aber falsch antworten („Halluzinationen“), insbesondere bei Aufgaben, die durch die Trainingsdaten nicht ausreichend abgedeckt sind.

Da die meisten Modelle überwiegend auf Englisch trainiert wurden, hat KI Schwierigkeiten, Englisch präzise in andere Sprachen zu übertragen, fortgeschrittene Grammatik verständlich zu erklären oder Übungen für ein bestimmtes Sprachniveau zu erstellen.

Bei weniger gesprochenen Sprachen produziert KI häufig ungenaue oder inkonsistente Inhalte. Zudem fehlen kultureller Kontext und sprachliche Nuancen – die Folge sind Sätze, die Muttersprachlern unnatürlich erscheinen. Eine Studie zeigte sogar, dass ein Modell, das nativ in Swahili trainiert wurde, rund viermal weniger Fehler machte als englisch trainierte Modelle bei denselben Aufgaben. Das verdeutlicht, dass nicht-englische Sprachen systematisch benachteiligt sind.

Hinzu kommt der pädagogische Aspekt: Nur weil ein System Zugang zu Informationen hat, bedeutet das nicht, dass es sie auch effektiv vermitteln kann. Lernende stehen vor einem Paradoxon: Sie müssen genug wissen, um beurteilen zu können, ob die KI richtig unterrichtet. Das zeigt die größte Lücke von allen: KI kann erklären, aber sie kann nicht beobachten, reagieren oder sich kümmern – so wie es menschliche Lehrkräfte tun.

Ein Lehrer erkennt Unsicherheiten in der Körpersprache, passt das Tempo an, variiert Methoden und gibt persönliches Feedback – all das kann KI nicht leisten. Deshalb setzen wir bei Berlitz KI gezielt ein, aber verlassen uns nicht allein darauf. Sie ist ein hilfreiches Werkzeug – kein Ersatz für erfahrene Lehrkräfte.

KI kann unterrichten – Berlitz sorgt dafür, dass Sie wirklich lernen

Fakt ist: Bildungseinrichtungen, die KI ignorieren, drohen den Anschluss zu verlieren. Richtig eingesetzt bietet KI enorme Vorteile – schnellere Lernfortschritte, mehr Eigenständigkeit der Lernenden und eine Entlastung der Lehrkräfte.

Bei Berlitz verfolgen wir einen klaren Ansatz: KI soll mit uns arbeiten, nicht anstelle von uns. Wir kombinieren die Geschwindigkeit und Skalierbarkeit von KI mit der Empathie, Expertise und Flexibilität geschulter Lehrkräfte.

Unsere KI-Tools basieren nicht auf generischer Technologie, sondern auf jahrzehntelanger Unterrichtserfahrung und der Berlitz-Methode. Jede KI-Funktion wird mithilfe von Prompt-Engineering, Tests und Verfeinerungen weiterentwickelt, damit sie echten Mehrwert bietet. Und wenn die KI keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert, schalten wir Menschen ein.

Das Ergebnis ist die beste Kombination aus beiden Welten – und die Wirkung sehen wir deutlich: Seit wir KI-Funktionen wie den MyBerlitz Speaking Tutor integriert haben, ist die durchschnittliche monatliche Sprechzeit unserer Lernenden um bis zu sechs Stunden gestiegen. Außerdem bestätigten 93 % der befragten Schüler, dass der MyBerlitz Speaking Tutor ihre Lernerfahrung spürbar verbessert hat.

Wie wir KI und menschliche Anleitung bei Berlitz verbinden

Wir haben KI nahtlos in unsere Online-Plattformen, Live-Online-Kurse, Berlitz Flex und Berlitz On Demand integriert – alle bequem mobil nutzbar. Die Programme führen Lernende durch strukturierte, selbstbestimmte Videolektionen und Aktivitäten, die sie Schritt für Schritt freischalten. Unterstützend stehen KI-gestützte Tools zur Verfügung: interaktive Übungen, Quizfragen und Spiele, die exakt auf die aktuellen Lerninhalte abgestimmt sind.

Unser stärkstes KI-Feature ist der MyBerlitz Speaking Tutor – ein KI-gestütztes Tool, das auf der bewährten Berlitz-Methode basiert. Er ermöglicht Sprech- und Aussprachetraining mit sofortigem Echtzeit-Feedback. Aktuell für Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch verfügbar, simuliert er möglichst realistische Situationen: Lernende können Stimmen, Akzente und sogar berufsspezifische Themen wie Präsentationen, Meetings oder Vorstellungsgespräche üben.

Hinzu kommt der AI Learning Assistant, ein rund um die Uhr verfügbarer Chatbot, der Fragen beantwortet, Inhalte erklärt, übersetzt, E-Mails korrigiert oder genau dann Feedback gibt, wenn es gebraucht wird.

Keine dieser KI-Funktionen ist ein simples Add-on. Sie sind auf Lernpfaden aufgebaut, die von Berlitz-Lehrkräften und Lerndesignern entwickelt wurden und sich konsequent an der Berlitz-Methode orientieren. Alles, was die KI macht, stärkt das immersive Lernen der Zielsprache und den Fokus auf Sprechen und praxisnahes Vokabular. Und weil wir wissen, dass freie Chatbot-Dialoge schnell überfordern können, sorgen wir bewusst dafür, dass die KI auf dem Niveau der Lernenden bleibt und in eine ausgewogene Mischung an Aktivitäten eingebettet wird.

Was kommt als Nächstes: Unsere Vision für KI-gestütztes Lernen

Wir stehen erst am Anfang dessen, was KI für das Sprachenlernen leisten kann. Unser nächstes Ziel ist der Aufbau eines KI-Systems, das sowohl Lernende als auch Lehrkräfte unterstützt – mit personalisierten Lernpfaden und KI, die sich stärker an realen Situationen orientiert. In Zukunft soll unsere KI spontan individuelle Lektionen und Materialien erstellen. Statt einheitlicher Lehrpläne könnte jeder Lernende einen komplett personalisierten Kurs absolvieren. Ein integrierter Co-Pilot wird Lernende wie ein GPS durch ihre Sprachreise begleiten und Empfehlungen geben, was als Nächstes zu wiederholen ist. Dabei wird KI nicht Beziehungen ersetzen, sondern stärken – durch persönliche Erinnerungen, motivierende Check-ins und unterstützendes Feedback, das sich echt anfühlt.

Auch der KI-Sprachtutor wird sich weiterentwickeln: mehr Sprachen, mehr Anpassungsmöglichkeiten (z. B. Echtzeit-Feedback vs. gebündeltes Feedback) und eine stärkere Anpassung an kulturelle Nuancen wie mexikanisches vs. kastilisches Spanisch.

Darüber hinaus entwickeln wir intelligente Onboarding- und Bindungsprozesse, die Motivation fördern, sowie automatisierte Qualitätskontrollen, die Unterrichtsstunden transkribieren, Teilnahme messen und sicherstellen, dass die Berlitz-Methode korrekt angewendet wird. So erhalten Lehrkräfte und Manager Echtzeit-Einblicke in das Unterrichtsgeschehen und können schneller reagieren.

Auch Lehrkräfte profitieren: KI-Assistenten helfen bei der Vorbereitung von Materialien, schlagen Aktivitäten vor und erkennen Schülerbedürfnisse frühzeitig – damit Lehrkräfte sich auf das konzentrieren können, was sie am besten können: unterrichten. Gleichzeitig reduziert KI den Aufwand für die Ausbildung neuer Lehrkräfte, das Erstellen von Feedback und die Zertifizierung.

Lernende stärken – durch KI und Menschen gemeinsam

Bei Berlitz gestalten wir Lernerlebnisse, in denen KI-gestützte Personalisierung und menschlicher Unterricht Hand in Hand gehen. Beide haben ihre Stärken und Grenzen – doch zusammen bieten sie eine deutlich reichhaltigere, effektivere Art des Lernens.

Trotz rasanter Fortschritte in der KI bleibt eines unverändert: Die Empathie, Anpassungsfähigkeit und menschliche Verbindung erfahrener Lehrkräfte sind durch Technologie nicht zu ersetzen. Deshalb entwickeln wir unsere generativen KI-Funktionen konsequent weiter – nicht, um Lehrkräfte abzulösen, sondern um unsere geleiteten und selbstbestimmten Programme sinnvoll zu ergänzen.