Fehlerkultur: Definition eines folgenreichen Konzepts

Der Begriff Fehlerkultur stammt ursprünglich aus den Sozialwissenschaften und bezeichnet den Umgang mit Fehlschlägen und Misserfolgen. Da in der heutigen schnelllebigen und digitalisierten Arbeitswelt Fehler kaum vermeidbar sind, ist das Konzept hochrelevant für wirtschaftliche Bereiche.

Wie Sie in Ihrem Betrieb auf Pannen und Pleiten reagieren, ist ein wichtiger Teil Ihrer Unternehmenskultur. Betriebe mit einer positiven Fehlerkultur verstehen, dass Misserfolge, wenn auch manchmal nachteilig, Lernmöglichkeiten sein können, an denen die Mitarbeiter wachsen.

Eine positive Fehlerkultur im Unternehmen ist aus folgenden Gründen vorteilhaft:

Fehlerkultur kann Eigenverantwortung fördern

Wer einmal einen Fehler im Beruf begangen hat, wird sich in Zukunft bemühen, denselben Fehler nicht noch einmal zu begehen. Wird im Unternehmen offen über entstandene Missgeschicke gesprochen, arbeiten Mitarbeiter auf Dauer gewissenhafter. Das Resultat: Die persönliche Eigenverantwortung wächst.

Fehlerkultur kann zur Lösung beitragen

In einer offenen und positiven Fehlerkultur fühlen sich Mitarbeiter nicht gedemütigt, sondern lernen, sich eigene Fehler einzugestehen. Anstatt sich selbst oder anderen Vorwürfe zu machen oder den Fehler zu ignorieren, suchen sie gezielt nach Lösungen für entstandene Probleme.

Fehlerkultur kann Arbeitsklima positiv beeinflussen

Eine positive Fehlerkultur im Unternehmen stärkt nicht nur die Problemlösungskompetenz Ihrer Mitarbeiter, sondern führt außerdem zu einem angenehmen Arbeitsklima. Ein wertschätzender, vertrauensvoller Umgang innerhalb des Teams stärkt die Motivation und Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter und somit auch die Produktivität.

Fehlerkultur im Unternehmen: negativ vs. positiv

Stellen Sie sich vor, einer Ihrer Mitarbeiter hat die Anfrage eines potenziellen Großkunden zu lange nicht beantwortet. Jetzt ist der Auftraggeber abgesprungen und zur Konkurrenz übergelaufen.

Wie würden Sie als Führungskraft in dieser Situation reagieren? Würden Sie Ihren Mitarbeiter vor der versammelten Belegschaft kritisieren und mit Konsequenzen drohen? Oder würden Sie im Einzelgespräch Ursachen suchen und mögliche Lösungsansätze für die Zukunft finden?

Wie Sie als Führungskraft mit einer solchen Situation umgehen, hat weitreichende Folgen für Ihr Unternehmen:

Negative Fehlerkultur

In Unternehmen herrscht heute noch oft die Devise: Fehler dürfen nicht passieren. Wenn etwas schief geht, suchen Vorgesetzte nach Schuldigen. Unter solchen Umständen gestehen sich viele Mitarbeiter begangene Fehler im Beruf nicht offen ein.

Stattdessen werden Probleme kleingeredet oder unter den Teppich gekehrt. Die Folgen einer solchen Fehlerkultur:

  • Probleme, die niemand ansprechen möchte, können auch nicht gelöst werden.
  • Die ständige Angst vor Bloßstellung oder anderen negativen Konsequenzen führt zu einem angespannten Betriebsklima.
  • Mitarbeiter fühlen sich demotiviert und unzufrieden.
  • Um auf der sicheren Seite zu sein, treffen sie defensive Entscheidungen, die im schlimmsten Falle Unternehmensentwicklungen ausbremsen können.

Positive Fehlerkultur

In einer positiven Fehlerkultur werden Pannen und Probleme als Teil des Weges in eine bessere Zukunft verstanden. Es wird offen darüber gesprochen, was passiert ist und wie es dazu kommen konnte.

Es geht weniger darum, wer den Fehler gemacht hat, sondern vielmehr darum herauszufinden, was die Ursache war und wie es künftig anders gemacht werden kann.

Dieser lösungsorientierte Umgang mit Fehlern im Job sorgt dafür, dass Probleme frühzeitig erkannt und gelöst werden. Mitarbeiter, die fehlerfreundlich arbeiten dürfen, fühlen sich motivierter und sind eher gewillt, neue und innovative Ideen einzubringen.

Positive Fehlerkultur im Unternehmen etablieren: 4 praktische Tipps

In einer positiven Fehlerkultur werden Fehler nicht ignoriert, sondern kreativ gelöst. Mit Hilfe der folgenden vier Schritte etablieren Sie ein positive und konstruktive Fehlerkultur:

1. Aktuelle Fehlerkultur analysieren

Nehmen Sie sich Zeit zur Analyse: Wie würden Sie die bisherige Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen beschreiben? Überlegen Sie, wie Misserfolge und Probleme bei Ihnen gehandhabt werden.

Dabei können Ihnen die folgenden Fragestellungen helfen:

  • Wie werden Fehler gemeldet?
  • Dürfen Fehler auch anonym gemeldet werden?
  • Wer setzt sich mit der Fehlermeldung auseinander?
  • Wie werden Fehler behoben?
  • Werden Mitarbeiter zur Verantwortung gezogen?
  • Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Mitarbeiter Angst haben, Fehler zu melden?

2. Faire Regeln etablieren

Im Teammeeting merken Sie: Die Vorschläge Ihrer Mitarbeiter sind sehr ähnlich. Nur zögernd traut man sich, ungewöhnliche Ideen einzubringen. Übertriebener Perfektionismus und die Angst, einen Fehler zu machen, zeigen sich als Bremse für Innovation und Kreativität.

Machen Sie Ihren Mitarbeitern deshalb deutlich, dass Fehler erlaubt sind und nicht bestraft werden. Finden Sie die richtige Balance, wenn Sie eine positive Fehlerkultur etablieren: Natürlich sollten Mitarbeiter sich nicht aufgefordert fühlen, unkalkulierbare Risiken einzugehen oder weniger gewissenhaft zu arbeiten.

Stellen Sie faire Regeln auf und ziehen Sie bei vorsätzlichem oder fahrlässigem Handeln die Grenze. Gehen Sie als Führungskraft mit gutem Beispiel voran und gestehen Sie sich eigene Fehler im Beruf ein – das vermittelt Vertrauen und verschafft Ihnen Respekt in Ihrem Team.

3. Fehler-Prozess festlegen

Zu einer gelungenen Fehlerkultur im Unternehmen gehört ein wirksamer Fehler-Prozess, den alle Mitarbeiter kennen und verstehen. Damit Fehler im Beruf möglichst schnell behoben werden können, sollte dieser Prozess kurz sein. Bringen Sie alle Beteiligten in einem Meeting zusammen und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen.

Legen Sie unter anderem fest, wie Fehler gemeldet werden sollen. Besonders effektiv ist ein Fehlermeldeformular, auf dem Mitarbeiter nicht nur das Missgeschick beschreiben, sondern gleichzeitig mögliche Ursachen und Lösungsvorschläge notieren.

4. Fehler personenunabhängig analysieren

Einer Ihrer Angestellten hat einen Telefontermin mit einem Kunden in London vereinbart. Dabei hat er leider nicht berücksichtigt, dass sich England in einer anderen Zeitzone befindet. Der Kunde hat eine Stunde auf den Anruf gewartet und ist verärgert.

Mit einer individuellen Schuldzuweisung erreichen Sie in einer solchen Situation vielleicht, dass der betroffene Mitarbeiter aus dem Vorfall lernt. Andere Teammitglieder wissen nicht unbedingt, dass das Problem überhaupt aufgetreten ist.

In einer positiven Fehlerkultur werden Missgeschicke deshalb gemeinsam mit dem Team analysiert und es werden Maßnahmen festgelegt, damit ein Fehler nicht noch einmal auftritt.

Wichtig hierbei: Wer für ein Problem verantwortlich ist, spielt in diesem lösungsorientierten Ansatz eine untergeordnete Rolle. Die Person darf nicht in Rolle des Sündenbocks geraten, denn das entspricht nicht dem Konzept einer positiven Fehlerkultur. Vielmehr gilt es, ihr das Gefühl zu vermitteln, dass Fehler zwar ernst genommen werden, aber stets rücksichtsvoll aufgearbeitet werden.

Fazit: Mit einer positiven Fehlerkultur zukunftsfähig bleiben

Der lösungsorientierte Umgang mit Fehlern ist ein wichtiger Teil einer positiven Unternehmenskultur: Ein angenehmes Arbeitsklima schafft Motivation, fördert die Kreativität und stärkt die Mitarbeiterbindung.

Alte Muster abzulegen und eine positive Fehlerkultur im Unternehmen zu verankern, ist eine Umstellung für alle Beteiligten. Da das Verbessern der Unternehmenskultur ein dynamischer Prozess ist, sollten Sie sich unbedingt etwas Zeit nehmen, um Veränderungen durchzuführen. Für die Etablierung einer neuen Fehlerkultur ist es zudem wichtig, Ihr Team mit einzubeziehen.

Möchten Sie gemeinsam mit Experten eine Fehlerkultur entwickeln, die genau auf Sie und Ihr Unternehmen zugeschnitten ist?

In den Berlitz Seminaren zum Thema Fehlerkultur reflektieren Sie beispielsweise gemeinsam mit Ihrem Team Ihren bisherigen Umgang mit Fehlern und lernen, aus alten Mustern auszubrechen. Läuft künftig mal etwas schief, können Sie das Problem gemeinsam mit Ihrem Team so schnell wie möglich anpacken und aus der Welt schaffen.