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Berlitz
Offiziell beginnt die „fünfte Jahreszeit“ bereits am 11.11. Doch erst einige Wochen später – meist im Februar – findet in den deutschen Karnevalshochburgen der Straßenkarneval statt. Bunt verkleidete Narren feiern ausgelassen an mehreren Tagen von früh bis spät. Geht es im Ausland eigentlich genauso zu? Wie wird der Karneval in anderen Ländern gefeiert und welche unterschiedlichen Bräuche und Traditionen gibt es?
Warum wird Karneval gefeiert? Der Ursprung reicht bis zu den alten Germanen zurück. Diese verkleideten sich traditionell mit gruseligen Fratzen, Masken und Tierfellen, um die bösen Geister und Mächte des Winters zu vertreiben und den Frühling zu begrüßen. Auch heute findet man diese alten Karnevalsbräuche noch vereinzelt wieder – etwa in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.
Für Christen steht heutzutage eher die eigentlich Bedeutung des Karnevals im Vordergrund: Zu Karneval kann man nämlich noch einmal richtig feiern, bevor die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern beginnt. Mit dem Verzicht auf Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol lässt sich auch der Name Karneval in seinem Ursprung erklären: Er stammt vom lateinischen Ausspruch „Carne vale!“ ab, was so viel bedeutet wie „Fleisch, leb wohl!“.
Besonders bunt und ausgelassen wird der Karneval im Rheinland rund um Köln und Düsseldorf gefeiert. Zu den beliebtesten Karnevals-Traditionen gehört, dass man sich fast eine Woche lang verkleidet und dabei Sitzungen, Feste und Umzüge auf den Straßen besucht. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der große Umzug am Rosenmontag. Am Aschermittwoch endet die Karnevalszeit offiziell.
Nicht überall hat der Karneval den gleichen Namen: In den verschiedenen Regionen Deutschlands werden unterschiedliche Bezeichnungen verwendet. Hier ein kleiner Überblick:
Nicht nur in Deutschland wird zur Faschingszeit kräftig gefeiert. Auch in vielen anderen Teilen der Welt gibt es bekannte Traditionen und Bräuche zur fünften Jahreszeit.
Der wahrscheinlich größte Karneval der Welt findet jedes Jahr im amerikanischen New Orleans statt. Von Anfang Januar bis zum Faschingsdienstag wird „Mardi Gras“ gefeiert, das historisch auf katholische Einwanderer aus Frankreich im 17. Jahrhundert zurückführt. Das freizügige Fest beginnt traditionell mit einem Maskenball, der von den sogenannten „krewes“ organisiert wird. Es findet nach zahlreichen Straßenumzügen seinen Höhepunkt am „Fetten Dienstag“ (Mardi Gras). Ganz New Orleans ist während des Karnevals in die Farben Grün (Hoffnung), Gold (Macht) und Violett (Gerechtigkeit) gehüllt.
Weltberühmt ist auch der Karneval in Venedig mit seinen aufwändigen Kostümen und mysteriösen Masken. Diese sind nach dem Vorbild der „Commedia dell‘ Arte“ gestaltet – einer bestimmten Theaterform Italiens, besonders berühmt zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Zu den Highlights zählen neben dem „Volo dell'Angelo“ („Engelsflug“) zur Eröffnung des venezianischen Karnevals auch die traditionellen Maskenbälle und das beeindruckende Feuerwerk als krönender Abschluss.
Bei einem globalen Überblick über Karnevals-Traditionen darf der Karneval in Rio de Janeiro natürlich nicht fehlen. Im Mittelpunkt der brasilianischen Traditionen steht der weltberühmte Wettbewerb der Sambaschulen, die an einem farbenfrohen Umzug durch die Straßen Rios ihre Fähigkeiten zur Schau stellen – auf prunkvollen Festwagen und in knappen, funkelnden Kostümen. Eine 40-köpfige Jury kürt am Ende der Festlichkeiten offiziell die „Grupo Especial“ – die beste Samba-Gruppe aus der Top-Liga in Brasilien.
Der Karneval auf Teneriffa gilt als kleine Schwester des Karnevals in Rio. Hier findet jedes Jahr einer der wohl größten und farbenfrohsten Karnevalsumzüge der Welt statt. Der Ursprung des „Carneval de Tenerife“ reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Seitdem wird alljährlich zunächst die Karnevalskönigin („Reina de Carnaval“) gewählt, bevor nach dem Umzug die „Beerdigung der Sardine“ stattfindet. Mit diesem „Trauerzug“, bei dem eine Sardinenfigur durch die Stadt getragen und dann auf einem Platz im Zentrum verbrannt wird, soll die Faschingszeit lautstark ein Ende nehmen.
Auch der Karneval in Nizza ist weltbekannt. Seit dem 13. Jahrhundert finden zahlreiche Umzüge an der Promenade des Anglais statt, zu der viele Besucher extra an die Côte d’Azur reisen. Besonders sehenswert ist sicherlich der Blumenkorso, bei dem kostümierte Mädchen von prachtvoll dekorierten Wagen Blumen ins Publikum werfen. Der Hintergrund des Karnevals-Brauchs aus dem 19. Jahrhundert: Auf diese Weise wurden die Blumenfarmer von Nizza geehrt.
In der fünften Jahreszeit gibt es noch mehr lustige und verrückte Karnevals-Traditionen auf der ganzen Welt. Diese speziellen Bräuche haben sich zum Karneval in anderen Ländern etabliert:
Helsinki, Finnland
Rodeln für den guten Zweck – das Schlittenfahren soll sich positiv auf die kommenden Ernten auswirken.
Ashbourne, England
Das Shrovetide-Fußballspiel mit mehreren hundert Spielern erstreckt sich über zwei Tage und dauert jeweils acht Stunden. Es findet auf einem etwa fünf Kilometer großen Spielfeld statt.
Puerto de la Cruz, Teneriffa
Bei einem Stöckelschuhlauf müssen Männer in Frauenkleidern einen Hindernisparcours überwinden.
Trinidad und Tobago, Karibik
Während des prachtvollen Festumzugs beschmieren sich die Narren mit Rohölschlamm, Farbe, Lehm und sogar Schokoladensauce. So soll symbolisch die Kluft zwischen Arm und Reich überbrückt werden.
Turin, Italien
Beim jährlichen Orangenfest am Sonntag vor Aschermittwoch bewerfen sich mehrere Tausend Teilnehmer mit Tonnen von Orangen. Dies soll an den Widerstand gegen einen Tyrannen der Stadt im 12. Jahrhundert erinnern.
Karneval wird weltweit mit vielen verschiedenen Traditionen und Bräuchen in Verbindung gebracht. Dabei geht es zur Faschingszeit überall bunt, laut und fröhlich zu. Doch nicht nur im Karnevalskontext spielen Kostüme eine große Rolle: Erfahren Sie mehr über andere internationale Feste wie Halloween in den USA oder den „Tag der Toten“ in Mexiko.
