Remote Leadership: Definition und Anforderungen

Mit der Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt immer mehr. Dank webbasierter Kommunikations-Tools wie Slack oder Zoom lässt sich Arbeit flexibler und ortsunabhängig organisieren. Ob Projekte, Feedbackgespräche oder Schulungen – fast alles kann im virtuellen Raum kommuniziert und abgewickelt werden. So entstehen auch neue Arbeitsweisen und Führungsmodelle.

Remote Leadership – die Führung aus der Ferne – gewinnt schon seit einigen Jahren an Bedeutung. Vor allem junge Unternehmen leben Remote Leadership: Sie sparen Kosten für Büroräume und Festangestellte und arbeiten mit virtuellen Teams aus der ganzen Welt zusammen.

Was bisher in der Start-up-Szene üblich war, kommt durch die Corona-Pandemie nun auch in etablierten Unternehmen an. Laut einer Umfrage von Statista lag die Heimarbeit vor der COVID-19-Pandemie bei gerade einmal vier Prozent. Im Januar 2021 war es fast ein Viertel – Tendenz steigend.

Eine Herausforderung für Führende, die auf einmal nicht nur digital anleiten, motivieren und koordinieren, sondern auch den Teamgeist erhalten müssen – ohne Großraumbüro, Kaffeeküche und (analoge) Teamevents.

Was Führungskräfte virtueller Teams mitbringen sollten

Einfühlungsvermögen,Kommunikationsstärke, Vertrauen und Geduld sind ebenso wichtig wie gutes Selbstmanagement, Überzeugungskraft und Erreichbarkeit. Digital Leaders müssen vorleben, was sie von ihren virtuellen Teams erwarten. Wer Anfragen stundenlang unbeantwortet lässt, Absprachen nicht einhält und wichtige Informationen nur mit einzelnen teilt, schafft schnell Distanz statt Nähe.

Auch Offenheit gegenüber Feedback und Kreativität sind gefragt – schließlich ist die Führung virtueller Teams ein Lernprozess und mitunter für beide Seiten neu. Die Fähigkeit zu motivieren ist dabei gleich doppelt wichtig: Führungskräfte müssen nicht nur die Produktivität fördern, sondern auch für die neue, virtuelle Umgebung begeistern.

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Home is where the office is: Vor- und Nachteile der Heimarbeit

Zeitersparnis, eine bessere Work-Life-Balance, mehr Selbstbestimmung: Viele Mitarbeitende profitieren von der Arbeit im Home Office und genießen die Vorteile. Das gilt jedoch nicht für alle. Während sich manche besser konzentrieren können, fehlt anderen der kreative Austausch und die Motivation. Auch Missverständnisse durch unübersichtliche Chat- oder Emailverläufe können für Frust sorgen.

Zu guter Letzt ist Home Office auch nicht gleich Home Office. Wer nebenbei die Kinderbetreuung übernehmen, Angehörige pflegen oder am Küchentisch arbeiten muss, kann sich meist schwerer konzentrieren.

Produktiv im Home Office?

Inwiefern die Produktivität im Home Office leidet, lässt sich pauschal nicht beantworten. In einer Studie der DAK gab die Mehrheit der Befragten an, im Home Office produktiver zu sein.

Unternehmen sehen das laut einer Studie des ifo-Instituts jedoch anders: 30,4 Prozent nahmen keine Veränderung wahr, 27 Prozent klagten sogar über weniger Produktivität im Pandemie-Jahr. Was genau nun stimmt, bleibt unklar. Fest steht jedoch, dass Remote Work immer mehr zum Alltag wird.

Herausforderungen identifizieren

Um Produktivität und Motivation virtueller Teams zu fördern, müssen Führungskräfte die veränderte Situation anerkennen und Herausforderungen identifizieren. Nur so können Digital Leaders angemessen reagieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Einige der Herausforderungen, die auftreten können, haben wir im Folgenden dargestellt.

  • Räumliche Distanz schafft Misstrauen

Führungskräfte befürchten oft, dass die Disziplin im Home Office leidet. Wer seine Angestellten jedoch ständig kontrolliert, fördert eher Misstrauen als Motivation.

Mitarbeitende wiederum fürchten, mit ihren Anliegen allein zu bleiben. Denn egal wie groß oder klein die Frage: Sie können nicht mal eben an die Tür klopfen oder den Vorgesetzten im Flur ansprechen. Alles muss per Telefon oder übers Internet geklärt werden, doch nicht immer ist der Ansprechpartner auch erreichbar.

  • Informationsverlust sorgt für Frust

Erreichbarkeit ist nicht nur Chefsache. Wer im Büro mal eben schnell den Sitznachbarn fragte, wartet im Chat auch schon mal länger auf eine Antwort. Digitale Kommunikationsplattformen sind trotz aller Vorteile kein Garant für ständige Erreichbarkeit:

Manche stellen den Chat stumm, um konzentriert arbeiten zu können. Andere finden das Tippen zu mühsam und verabreden lieber einen Rückruf. All das kann dazu führen, dass wertvolle Zeit verloren geht und der Frust wächst.

Hinzu kommen Missverständnisse, für die Chats besonders anfällig sind. Schon Tipp- und Zeichensetzungsfehler können Verwirrung stiften; hastig verfasste oder schnell überflogene Nachrichten für Ärger sorgen. Und ohne Mimik, Stimme und Körpersprache fehlen wichtige Hinweise auf den Gemütszustand der anderen Person.

  • Soziale Isolation schwächt Motivation 

Ob Alleinstehende oder Familien: Wer von zuhause arbeitet, fühlt sich auf lange Sicht meist einsamer. Begegnungen auf dem Gang oder in der Büroküche fallen weg, der Sitznachbar fehlt und Gespräche beim Mittagessen finden höchstens über Zoom statt.

Und auch Video-Calls haben ihre Grenzen: Direkter Augenkontakt ist nicht möglich, dazu kommen technische Aspekte wie schlechte Tonqualität oder eine hakende Internetverbindung.

  • Ablenkung ist vorprogrammiert

Selbstmanagement ist nicht jedem in die Wiege gelegt. Wo früher die Anwesenheit der Kollegen motiviert hat, lauert zuhause viel Ablenkung: Der Hund will raus, die Spülmaschine piept, das Telefon klingelt, die Post stapelt sich.

Ohne die Chefin nebenan ist die Hemmschwelle, all dem nachzugehen, geringer. Darüber hinaus haben nicht alle einen Schreibtisch, geschweige denn ein separates Arbeitszimmer.

Führungskräfte sollten alldem mit Wohlwollen begegnen – schließlich hat die neue Situation viele kalt erwischt. Was sie darüber hinaus tun können, zeigen wir im nächsten Abschnitt.

Drei Strategien für erfolgreiche digitale Führung

Digital Leadership stellt Führungskräfte und Angestellte vor neue Herausforderungen. Mithilfe leicht umsetzbarer Tipps lassen sich diese Hürden jedoch gut meistern.

Wichtig ist, Geduld aufzubringen. Selbst einfache Maßnahmen entfalten erst nach einer Weile ihre Wirkung. Mit diesen Strategien können Führungskräfte neue Gewohnheiten etablieren:

Tipp 1: Tägliche Meetings abhalten:

Ob als Einzelgespräch oder in der Gruppe: Wer jeden Tag zur selben Zeit ein kurzes virtuelles Meeting abhält, gibt Struktur, schafft Nähe und bietet Raum für Feedback.

Morgens kann ein Meeting Klarheit über anstehende Projekte und dafür nötige Schritte schaffen. Kurz vor Feierabend können Meetings auch informeller ablaufen, zum Beispiel mit Fragen wie “Worauf bin ich heute besonders stolz” oder “Das kann ich morgen besser machen”.

Tipp 2: Diverse Kanäle nutzen:

E-Mails eignen sich gut für die Kommunikation zwischen zwei Menschen, in der Gruppe wird es jedoch schnell unübersichtlich. Die Vielzahl an Kommunikations- und Projektmanagement-Tools wie Slack, Microsoft Teams, Asana oder Trello können dagegen helfen, da sie intuitiv, einfach und speziell für Teams angelegt sind.

Darüber hinaus können Mitarbeitende über Video- oder Telefonkonferenzen wichtige Updates oder Projekte besprechen. Auch Google Docs und Sheets sind praktisch, zum Beispiel um Briefings, Bestellübersichten und andere Informationen für alle zugänglich zu machen.

Übrigens gibt es dafür auch datenschutzkonforme Tools aus Deutschland, zum Beispiel Stackfield, MeisterTask oder Factro. Damit die Kommunikation gut funktionieren kann, ist es wichtig, die passenden Tools für das eigene Team und die unterschiedlichen Aufgaben zu finden.

Tipp 3: Emotionale Unterstützung bieten:

Einsamkeit, Angst, Dauerstress – die Corona-Pandemie hat psychische Belastungen noch einmal verschärft. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte emotionale Unterstützung bieten.

Wichtig dabei ist die eigene Einstellung: Wer einen Vertrauensvorschuss gibt und das Bestmögliche annimmt, begegnet seinen Mitmenschen mit Wohlwollen und Offenheit. Fehler können passieren. Wer mit gutem Beispiel vorangeht und eigene Schwächen offen anspricht, schafft eine Kultur des Vertrauens und gegenseitigen Respekts.

Ständige Erreichbarkeit ist und sollte kein Ziel sein. Dennoch ist sie für Digital Leadership von hoher Bedeutung. Manchmal reicht schon ein Smiley oder eine kurze Notiz, dass die Antwort noch etwas dauert. So fühlen sich Mitarbeitende wertgeschätzt und legen ein ähnliches Verhalten an den Tag.

Wichtig ist, dass alle miteinander in Kontakt bleiben und Anteil nehmen. Nicht alle nutzen Chat-Programme ähnlich intensiv. Manche halten sich aus Gruppendiskussionen oder in Video-Calls eher zurück. Führungskräfte müssen darauf besonders achten und aktiv das Gespräch suchen. Dabei geht es nicht um Kontrolle, sondern darum, ein Gefühl zu vermitteln: “Ich bin zwar nicht hier, aber ich bin für dich da”.

Virtuelle Teams führen – mit Erfolg

Remote Work stellt Mitarbeitende und Führungskräfte vor einige Herausforderungen. Die Nähe zu Kollegen und Vorgesetzten lässt sich nicht mehr so einfach herstellen, Missverständnisse treten vielleicht häufiger auf.

Jede Herausforderung birgt aber auch eine Chance. Die Arbeit mit virtuellen Teams hat viele Vorteile, von denen Unternehmen profitieren können – heute und in Zukunft.

Umso wichtiger ist es, dass Digital Leadership kein Fremdwort bleibt. Digitale Führungskompetenz muss gelernt und gelebt werden. Klar formulierte Regeln, schlanke Prozesse und gutes Selbstmanagement sind erfolgsentscheidend; positive Kommunikation, Empathie und Vertrauen für virtuelle Führung essentiell. 

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