Drei junge Menschen unterhalten sich mit Gestik

Gesten und Gebärden: Die Tücken der Verständigung mit Händen und Füßen

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Berlitz

Die Grundlagen der nonverbalen Kommunikation

Nicht verzagen bei Kommunikationsschwierigkeiten – zur Not wird einfach mit Händen und Füßen geredet! Dieser Tipp ist wohl jedem Reisenden schon einmal zu Ohren gekommen. Dabei lauern gerade bei der nonverbalen Kommunikation unzählige Fettnäpfchen: Ein einfaches Nicken mit dem Kopf, welches in westlichen Kulturkreisen als Geste der Zustimmung bekannt ist, wird in Ländern wie Bulgarien oder Griechenland als Ablehnung gewertet. Und in Großbritannien müssen Besucher bei der Verwendung des zum Victory-Zeichen ausgestreckten Zeige- und Mittelfingers besonders aufpassen – hier ist diese Gebärde (sofern die Handinnenseite zum Ausführenden zeigt) gleichzusetzen mit dem ausgestreckten Mittelfinger. Um solche Missverständnisse bei Ihrem nächsten Auslandsurlaub zu vermeiden, erklären wir Ihnen in unserem Beitrag die wichtigsten kulturellen Anstandsregeln bei der Verwendung von Hand- und Kopfbewegungen.

Mit Fingerspitzengefühl auf Reisen

Als Faustregel gilt im Ausland: Lieber die Finger bei sich behalten. Schon deutsche Mütter bringen ihren Kindern bei, dass es unhöflich ist, "mit dem nackten Finger auf angezogene Leute zu zeigen", doch in weiten Teilen der Welt wird es schlicht als Beleidigung empfunden. Mancher winkt seinen Kollegen gerne spielerisch heran, indem der Handrücken nach unten gedreht und der Zeigefinger mehrmals schnell hintereinander eingerollt wird. In vielen asiatischen Ländern wird dies allerdings für handfesten Ärger sorgen. Auf den Philippinen werden zum Beispiel nur Hunde auf diese Weise heran gewunken. Auf den Menschen angewendet ist diese Geste also kränkend, denn sie suggeriert: "Du bist nur ein niedriger Hund."

Vorsicht ist auch beim Daumen geboten. Ein Foto mit den neuen Geschäftspartnern inklusive Daumen-hoch-Pose, um Erfolg zu signalisieren, kann so schnell das Gegenteil auslösen. In Griechenland und im Nahen Osten wird der hochgereckte Daumen nämlich einer üblen Beschimpfung gleichgesetzt. Kein Wunder, wenn der sicher geglaubte Deal dann doch noch platzt.

Heavy-Metal-Fans identifizieren sich gerne mit den Teufelshörnern untereinander, bei denen Zeigefinger und kleiner Finger hochgereckt werden. Freunde macht sich so niemand im Mittelmeerraum: Hier signalisiert die gleiche Geste einem Mann, dass seine Frau ihm Hörner aufgesetzt hat.

Warum ein O nicht immer okay ist

Für globale Verwirrung sorgt auch die beliebte Geste, Daumen und Zeigefinger zu einem "O" zu formen. Vor allem in Nordamerika (und überall dort, wo der hemdsärmelige amerikanische Geschäftsstil populär ist) wird diese Geste positive Gefühle auslösen, denn hier steht sie für "Okay" und "Alles klar". Wer einem Franzosen oder Belgier jedoch das "O" zeigt, signalisiert ihm damit, dass er eine ganz große Null ist. In einigen Mittelmeerländern sowie Brasilien gibt es für das "O" möglicherweise sogar eins auf die Nase, denn es gilt als höchst beleidigend. In Japan ist das "O" ein Code für Geld.

Wer einem Vietnamesen Glück wünschen möchte, sollte auf die angloamerikanische Geste der gekreuzten Zeige- und Mittelfinger verzichten, die auch in Deutschland Nachahmer gefunden hat: In Vietnam hat dieses Zeichen eine sexuelle Konnotation und wird als stark abwertend empfunden.

Und nicht mal das Winken kann gefahrlos auf Urlaubsreisen praktiziert werden, denn im byzantinischen Reich war es einst Brauch, Gefangene mit Exkrementen zu bewerfen. Daher ist die "Moutza"-Geste – jemandem die offene Handfläche entgegenstrecken, als ob etwas geworfen wird – bis heute eine grobe Beleidigung. Wer in der Türkei oder in Griechenland also jemandem winken möchte, tut dies besser wie die Queen: mit der Handfläche dem eigenen Gesicht zugewandt.

So klappt es auch mit der interkulturellen Kommunikation

Eine Verständigung mit Händen und Füßen ist bei weitem nicht so einfach, wie es oft behauptet wird. Selbst in Ländern, die sich auf den ersten Blick sehr ähneln, können kulturelle Sitten und Gebräuche für Unwissende eine echte Herausforderung darstellen. Auf unserem Blog finden Sie daher nicht nur einen Knigge für Indien oder China, sondern auch für Großbritannien, die USA und Schweden. Schließlich schützt nur eine gute Vorbereitung vor eventuellen Fettnäpfchen und Stolperfallen. Und auch Missverständnisse lassen sich am einfachsten aus dem Weg räumen, wenn sie gar nicht erst entstehen.