Mehrere Kinder sitzen gemeinsam am Laptop und lernen Sprachen

Kinder lernen Fremdsprachen anders

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Berlitz

Katrin Reißig-Lotzgeselle ist Sprachtrainings-Expertin für Kinder und Jugendliche. Sie leitet die Berlitz Kids Camps, die in den Schulferien überwiegend in Jugendherbergen in Deutschland stattfinden und jährlich von 10.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 17 Jahren besucht werden.

Wie lernen Kinder am leichtesten eine neue Sprache?

Spielerisch und anhand von Themen aus ihrer jeweiligen altersgerechten Erfahrungswelt. Wenn ein Junge beispielsweise gerne Basketball spielt, dann wird er in einem Basketballcamp am besten eine neue Sprache lernen. Und das aus einem einfachen Grund: Alles, was mit Basketball zu tun hat, ist interessant und garantiert damit eine hohe Aufmerksamkeit. Wenn dann der Basketball-Lehrer aus Amerika auf Englisch fragt: „Welche Korbleger kennst du?" ist das eine ganz andere Lernsituation als im Englischunterricht in der Schule oder wenn der Junge zu Hause Vokabeln auswendig lernt.

Wenn Kinder bereits mit ihrer Muttersprache Probleme haben, wie sehen die Chancen für sie aus eine zweite Sprache zu erlernen?

Es sind nur wenige Kinder, die das betrifft. Über den besten Weg, wie man in so einem Fall vorgeht, sind sich die Sprachexperten nicht einig. Das sollten die Eltern zusammen mit dem Kind individuell entscheiden, einen Königsweg gibt es hier nicht. Was einem Kind guttut, muss dem anderen nicht helfen.

Gibt es einen optimalen Zeitpunkt, wann Kinder mit der ersten Fremdsprache in Kontakt gebracht werden sollten?

Nein, gibt es nicht. Sie können jederzeit an eine neue Sprache herangeführt werden. Methode und Intensität müssen auf das Alter abgestimmt sein. Die Erwartungen, dass das Kind selbst aktiv spricht, sollten dabei aber nicht zu hoch sein: Wie beim Erlernen der Muttersprache machen Kinder häufig zuerst eine „stille Phase" durch, in der sie zunächst passiv Verstehen lernen.

Welche Möglichkeiten gibt es zu Hause, um Fremdsprachen zu üben und die Freude am Lernen zu wecken?

Da gibt es mehrere Optionen, so z.B. Vorlesen, Singen, Memory-Spiele, kindgerechte Filme und Fernsehsendungen sind eine gute Hilfe, außerdem gibt es inzwischen auch gute PC-Spiele.Wie nehme ich den Druck vor Angst und Fehlern bei der Aussprache? Möglichst jung anfangen, also in einem Alter, in dem Kinder noch unbefangen und leicht nachahmen. Oft wundern sich die Erwachsenen ja, wie leicht Kinder lernen oder sich Dinge merken können. Das fängt beim Memory-Spielen an und gilt natürlich auch für Sprachen.

Was tue ich, wenn sich bereits eine Blockade aufgebaut hat?

Druck hilft gar nicht. Blockaden lassen sich am ehesten dadurch lösen, dass man eine lockere Atmosphäre schafft. Die schaffen wir bei Berlitz in den Camps durch die Themenschwerpunkte wie Reiten, Fußball, Surfen oder Singen.

Wie sollen Eltern vorgehen, die gerne ihr Kind beim Erlernen einer neuen Sprache unterstützen wollen, aber selbst kaum Kenntnisse in der Fremdsprache haben?

In diesem Fall hilft es, wenn die Eltern einfach im Tempo des Kindes mitlernen. Das motiviert die Kinder auch dabei, entsprechende Aufgaben leichter zu erledigen, weil sie sich toll fühlen, denn die Eltern müssen ja die gleichen Aufgaben lösen wie sie. Das ist für Kinder oft eine wichtige Erfahrung. Auch die Eltern sind nicht perfekt und müssen Dinge lernen - genauso wie die Kinder selbst.

Wie nachhaltig sind die Erfolge einer Sprachreise?

Schlüsselerlebnisse können die Kenntnisse festigen, und zum (Weiter-)Lernen motivieren. Nachhaltigkeit im Sinne „dauerhafter Kenntnisse" setzt regelmäßiges Benutzen der Sprache voraus, also die Wiederholung auf Reisen, mit Filmen und Büchern in der Fremdsprache. Beim Besuch von Sprachcamps ist es so, dass sich oft auch Freundschaften bilden zwischen Teilnehmern und manche Jungs schon fünf oder sieben Sprachcamps mit Schwerpunkt Fußball besucht haben. Das gleiche gilt für Mädchen: Die sprechen sich of schon ein halbes Jahr vor dem nächsten Tanz- oder Kreativcamp mit anderen ab, um wieder gemeinsam anhand des Hobbies Englisch zu lernen. Sie kommen dabei spielerisch von einem Lernlevel auf das nächste, steigern sich von Jahr zu Jahr, sind hoch motiviert.