Globalisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt

Vor über 200 Jahren lösten Dampfmaschinen und Wasserkraft die erste industrielle Revolution aus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die Massenproduktion zu weiteren einschneidenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Einen dritten Umbruch verursachten seit den 70er Jahren die rapiden Entwicklungen in IT und Elektronik.

Heute befinden wir uns mitten in der vierten industriellen Revolution. Prozesse werden immer weiter optimiert und wir machen uns smarte Technologien zunutze. Arbeit 4.0 knüpft an diese Diskussion an, geht aber weit über den industriellen Sektor hinaus:

Das bedeutet Arbeit 4.0

Der Begriff Arbeit 4.0 bezeichnet die rasanten Veränderungen, die immer mehr in unseren (Arbeits-)Alltag eingreifen. International spricht man auch von „New Work”. Altbewährte Arbeitsmethoden und traditionelle Führungsstile greifen zu kurz – und müssen an den Wandel der Zeit angepasst werden.

Es ist noch offen, wie Arbeit in der Zukunft konkret aussehen wird. Sicher ist nur, dass Betriebe sich umstellen müssen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Arbeiten 4.0: Die Arbeitswelt im Wandel

Wenn die Arbeitswelt zunehmend globaler und digitaler wird, verändern sich Berufsbilder und ganz neue Arbeitsfelder entstehen. Altbewährte Routinen müssen angepasst werden und Prioritären verschieben sich.

Betriebe, die weiter wettbewerbsfähig sein wollen, müssen sich umstellen. Arbeit 4.0 bringt weitreichende Veränderungen mit sich, wie wir mit den folgenden vier Bereiche beispielhaft aufzählen und mit einem Praxisfall verdeutlichen:

1. Vom Sekretariat zum Office Management

Weit mehr als Korrespondenz bearbeiten, Unterlagen archivieren und das Telefon betreuen: Mit dem klassischen Sekretariat hat das Office Management nur noch wenig gemeinsam. In einer immer enger vernetzten, digitalisierten Arbeitswelt hat das Office Management heute eine zentrale Rolle.

Es fungiert als Schnittstelle zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, Kunden und externen Dienstleistern und macht den reibungslosen Ablauf im Büro möglich. Mithilfe digitaler Tools und Systeme werden zum Beispiel Projekte koordiniert, mit externen Dienstleistern kommuniziert und Datenbanken verwaltet.

2. Agile Methoden und Projektmanagement

Projekte planen, durchführen, am Ende auf Fehler überprüfen und dann an den Kunden liefern – in einer Arbeitswelt, die sich rapide verändert, ist traditionelles Projektmanagement nicht mehr zeitgemäß. Agile Methoden legen den Fokus auf Flexibilität.

Das Ergebnis und die Kundenzufriedenheit stehen im Vordergrund. Äußere Faktoren wie das Budget dürfen angepasst werden, Deadlines sind dehnbar und selbst das zu liefernde Endergebnis steht nicht unbedingt von Anfang an fest.

3. Kommunikation ist mehr als Information

Ist es angemessen, einen Kundentermin per SMS abzusagen? Oder bei externen E-Mails auf die Schnelle die Signatur zu vergessen? Statt direkt zu texten oder zu mailen, ist es ratsam, sich in jeder Arbeitssituation Gedanken über das geeignete Kommunikationsmittel zu machen.

Außerdem ersetzen elektronische Medien nicht den persönlichen Kontakt zu Kunden und Mitarbeitenden. Gute Beziehungen wollen auch offline gepflegt werden. Und ein Lob an Mitarbeitende, das persönlich ausgesprochen wird, hat eine viel stärkere Wirkung als eine Textnachricht.

Aber was, wenn die persönliche Kommunikation nicht möglich ist? Digitale Arbeitsplätze gehören seit COVID-19 immer mehr zum Alltag. Remote Leadership stellt das Management vor neue Herausforderungen.

Täglich stattfindende, virtuelle Meetings können helfen, trotz räumlicher Entfernung Teamgeist aufzubauen. Führungskräfte können ihren Mitarbeitenden auf diese Art emotionale Unterstützung bieten und das Gefühl vermitteln, bei Fragen und Problemen erreichbar zu sein.

4. Arbeitstechniken 4.0

Wer macht nochmal was und in welcher Reihenfolge? Wieso hat sich niemand darum gekümmert, den Kunden zurückzurufen? Und wie kann ich sicherstellen, dass die Produktivität im Homeoffice nicht leidet?

Digitales Projektmanagement ist für viele Führungskräfte eine neue Herausforderung. Und wenn es chaotisch und unübersichtlich wird, wünscht sich so mancher den runden Tisch von Früher zurück, an dem man alles direkt persönlich besprechen konnte.

Aber mit der richtigen Planung und technischer Unterstützung kommen digitale Projekte leicht ins Rollen.

  • Cloudbasierte Tools verschaffen auch auf Distanz Übersicht und erleichtern die Arbeit. Damit die Team-Arbeit aus der Ferne funktioniert, ist es besonders wichtig, Arbeitsaufgaben klar aufzuteilen.
  • Größere Projekte werden vom Manager in Unterprojekte aufgeteilt. Teamleiter schnüren daraus Arbeitspakete, die sie an ihre Mitarbeitenden delegieren.

Praxisbeispiel Arbeitswelt im Wandel:

Die Studie „Arbeitswelten 4.0 im Mittelstand“ von Deloitte skizziert ein Beispiel, wie der notwendig gewordene Wandel in diesen Bereichen erfolgreich umgesetzt wurde: die Lufthansa AG, die mit dem Projekt „New Workspace“ die neue Arbeitswelt auf drei Säulen trägt.

  1. Gebäudemanagement: Etablierung flexibler Arbeitsplätze und Homeoffice-Regelungen
  2. Organisationskultur: Schaffung einer Vertrauensbasis in einer „Culture of Trust“ und Abschaffung von Hierarchien Technologische
  3. Infrastruktur: Digitalisierung der IT-Infrastruktur

Das Ergebnis spricht für sich: Die Studie konkludiert, dass mit diesen grundlegenden Änderungen die Agilität, die Kommunikation und das Verständnis für technische Veränderungen innerhalb des Unternehmens stark zugenommen haben.

Arbeiten 4.0 erfordert also Lernbereitschaft, Flexibilität und entsprechende Kompetenzen.

Berlitz Seminar: Arbeit 4.0 für Fach- und Führungskräfte

Berlitz bietet ein praxisbezogenes Online-Programm an, welches die wichtigsten Grundlagen der Digitalen Arbeit 4.0 in Kombination mit Englischkenntnissen vermittelt.

Arbeitswelt 4.0: Aktuelle und künftige Herausforderungen

Digitalisierte Produkte und Dienstleistungen sind aus dem Alltag vieler Menschen kaum noch wegzudenken. Viele nutzen smarte Haushaltshelfer wie Roboter-Staubsauger und Küchenmaschinen mit Kochfunktion und Sportkurse finden per Videokonferenz im heimischen Wohnzimmer statt. Dieser Trend hat sich durch die Corona-Pandemie noch verschnellert.

Bei einer Umfrage von BITKOM aus dem Jahr 2020, also bereits vor der Pandemie, gaben 75 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie als Folge der Digitalisierung bestehende Produkte und Dienstleistungen anpassen.

Dies sind einige der größten Herausforderungen, die Unternehmen leisten müssen, um heute wettbewerbsfähig zu bleiben:

Datenschutz und IT-Sicherheit

Vor gar nicht allzu langer Zeit mussten Betriebe sich lediglich darum sorgen, dass niemand in die Büroräume einbrach. Digitale Dienstleistungen und Produkte bringen ganz andere Risiken mit sich.

Schutz vor Hackern und Datendiebstahl sind zentrale Aufgaben eines jeden Betriebs. Der Verlust von Kundendaten oder der Ausfall von Systemen kann das Aus eines Unternehmens bedeuten. Außerdem gelten für die persönlichen Daten von Mitarbeitenden und Kunden hohe, gesetzliche Schutz-Standards.

Kooperativer Führungsstil

Der Chef trifft die Entscheidungen und das Team führt sie aus – dieser klassische Führungsstil ist heute überholt. Besonders, wenn viele Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten, ist mehr Eigenverantwortung gefragt.

Außerdem erwarten gerade jüngere Generationen mehr Mitspracherechte. Arbeit 4.0 fordert eine neue Art des Führungsstils, der auf Kooperation, Teamgeist und Vertrauen setzt.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Eine gesunde Work-Life-Balance, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Gleitzeitmodelle: Arbeitnehmer wünschen sich von ihrem Arbeitnehmer mittlerweile mehr als nur ein festes, gutes Gehalt.

In der Praxis ist das aber immer noch nicht die Norm. In vielen Betrieben wird weiter zu festen Zeiten und, wenn möglich, vor Ort gearbeitet.

Wer für qualifizierte Mitarbeitende attraktiv bleiben will, muss sich umstellen. Das mag manchen Führungskräften zunächst schwerfallen. Gerade für das selbstständige Arbeiten im Homeoffice müssen sie ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss geben.

Mitarbeitende qualifizieren und motivieren

Datenablage in der Cloud, virtuelle Plattformen zur Kommunikation und das Betreuen mehrerer Social-Media-Kanäle: Betriebe sind nur dann für den digitalen Wandel gewappnet, wenn ihre Mitarbeitenden mit neuen Technologien umgehen können.

Digitalisierung kann Ängste wecken. Mitarbeitende fühlen sich überfordert oder fürchten den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Führungskräfte müssen dafür sorgen, ihre Teams für die Arbeitswelt von Morgen zu qualifizieren und zu begeistern.

Praxisbeispiel Mitarbeiterqualifizierung:

Der Bremer Logistiker Hansa Meyer Global hat einen Weg gefunden, Herausforderungen der neuen Arbeitswelt schon zu umgehen, bevor sie sich wie kleine Steinchen in den „New Work“-Weg legen – nämlich indem das Unternehmen die Belegschaft qualifiziert, motiviert und bestmöglich mit einbezieht.

Das Logistikunternehmen benennt demnach vier Kernprojekte, mit welchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Weg in die Digitalisierung besonders leicht gestaltet werden soll:

  1. Coachings: Mit einem internen Coachingprogramm sollen digitale Kompetenzen intern ausgebaut und gefestigt werden.
  2. IT-Forum: Ein Forum schafft einen zentralen Ort für sämtliche IT-Belange und bietet Platz für Fragen, Anregungen, Wünsche und Tipps.
  3. Digitale Leuchttürme: Interne Pilotprojekte oder Experimente sollen neue Arbeitsweisen im Unternehmen bekannt machen.
  4. Nachwuchsprojekte: Mit jungen Menschen (z. B. Werkstudenten oder Praktikanten) gelangt auch mehr zeitgemäße Expertise in das Unternehmen.

Mitarbeiter führen 4.0

Eine Arbeitswelt, die sich im Wandel befindet, verlangt nach kreativen Lösungen und Flexibilität. Führungskräfte müssen heute andere Qualitäten mitbringen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.

Anstatt alles vorzugeben, besteht ihre Aufgabe in erster Linie darin, Mitarbeitende zu motivieren, den Teamgeist zu wecken und Spielräume für kreatives Denken zu schaffen.

1. Führungskräfte sind Teambuilder

In interdisziplinären Teams bringen Arbeitskräfte aus unterschiedlichen Fachrichtungen ihre Erfahrungen und Denkansätze zusammen. So entstehen im Idealfall neue, innovative Lösungswege.

Dabei muss das Arbeitsklima stimmen. Führungskräfte organisieren Teambuilding-Maßnahmen, vermitteln zwischen dem Kollegium und erkennen und fördern Potenziale.

2. Führungskräfte sind Mentoren

In der Arbeitswelt 4.0 bestimmen Führungskräfte nicht mehr von oben herab, sondern geben lediglich den Rahmen vor. Was ist das Ziel, welche Meilensteine müssen wann erreicht werden? Welches Budget steht zur Verfügung? Auf welchem Weg diese Ziele erreicht werden, überlassen sie den einzelnen Teams.

Im Vordergrund steht das kreative Problemlösen. Fehler gehören dabei zum Lernprozess dazu. Die Kommunikation passiert auf Augenhöhe. Führungskräfte haben bei Problemen ein offenes Ohr und erklären ihren Mitarbeitenden ehrlich, warum sie bestimmte Entscheidungen treffen mussten.

Arbeiten 4.0 polarisiert

Schon jetzt ist erkennbar, dass die digitale Transformation – vor allem mit Blick auf die Arbeitswelt – polarisiert. Digitale Arbeit kann Stress auslösen, weil Menschen sich von der Technologie überfordert fühlen oder Berufs- und Privatleben sich zu sehr vermischen.

Andererseits bietet Arbeit 4.0 Flexibilität, Fortschritt und mehr Selbstbestimmung. Theoretisch kann man an einem tropischen Strand oder in einer einsamen Berghütte arbeiten – solange es dort eine stabile Internetverbindung gibt.

In der Arbeitswelt 4.0 wird es notwendig, einmal über den eigenen Tellerrand hinauszusehen, neue Erfahrungen zu machen und Kompetenzen zu erweitern.