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Karriereplanung: Wie Sie Ihren richtigen Berufsweg finden

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Berlitz

Was möchte ich beruflich eigentlich erreichen? Diese Frage stellen sich Berufseinsteiger nach dem Ausbildungs- und Studienabschluss. Sie ist aber genauso relevant für Berufstätige, die an einem Wendepunkt ihrer Karriere stehen. Im folgenden Artikel stellen wir einige Methoden vor, die bei der Karriereplanung helfen können.

Das 70-20-10-Modell für die berufliche Weiterentwicklung

Eines vorab: Karrieren laufen in den seltensten Fällen linear. Sie lassen sich nicht auf Jahrzehnte hinaus planen. Zwar ist aus Sicht von Personalverantwortlichen ein „roter Faden“ im Lebenslauf durchaus von Vorteil. Doch auch häufigere Arbeitgeberwechsel oder sogar sogenanntes Jobhopping lassen sich, gute Argumente vorausgesetzt, überzeugend begründen.

Für die berufliche Weiterentwicklung spielen die folgenden drei Aspekte eine wesentliche Rolle: zu 70 % die praktische Arbeitserfahrung, zu 20 % soziale Faktoren des beruflichen Umfeldes wie z. B. Vorgesetzte, und zu 10 % formale Weiterbildung, wie das 70-20-10-Modell besagt. Es basiert auf einer Befragung, in der rund 200 Geschäftsführer erklärten, wie sie gelernt haben und was sie auf Ihrem Karriereweg am meisten vorangebracht hat. Demnach sind Erfahrungen und gemeisterte Herausforderungen für das Vorankommen im Berufsleben entscheidend, weshalb dieser Aspekt bei der Karriereplanung besonders stark berücksichtigt werden sollte.

Drei Fragen für die berufliche Laufbahn

Um seinen Karriereweg zu planen, sind folgende Fragen vorab hilfreich:

1. Wo stehe ich gerade?

Hier geht es um den Status quo. Bin ich zufrieden oder unzufrieden mit meiner Situation? Welche Aspekte meines momentanen Jobs gefallen mir, welche weniger? Berufseinsteiger sollten sich fragen, wo ihre wahren Interessen und Talente liegen und in welcher Branche diese am ehesten nützlich sind.

2. Wo möchte ich hin?

Mit möglichst konkreten Zielen lässt sich der eigene Karriereweg besser und vor allem anhand einzelner Schritte planen. Interessant ist, dass immer weniger Arbeitnehmer eine höhere Führungsebene anstreben. Bei den persönlichen Zielen muss es folglich nicht allein um die Aufstiegschancen gehen. Wünschenswerte Karriereziele können auch sein, bestimmte Fähigkeit zu entwickeln oder weiterzuentwickeln, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben oder in einer bestimmten Branche oder einem spezifischen Unternehmen Fuß zu fassen.

3. Was ist mir wichtig?

Nicht alle Aspekte des Berufslebens sind für den Einzelnen gleich wichtig. Außerdem werden nur in den seltensten Fällen alle gleichermaßen erfüllt.

Bei der Karriereplanung sollten Berufstätige daher persönliche Prioritäten setzen und zum Beispiel zwischen Gehalt und Freizeit abwägen. Zu berücksichtigen ist zum Beispiel der Gestaltungsspielraum, der in kleineren Unternehmen möglicherweise größer ist, oder auch Sicherheit, die Konzerne tendenziell eher bieten. Auch soziale Werte spielen etwa bei der Wahl des Arbeitgebers eine Rolle.

Drei Modelle für die Karriereplanung

Nachdem diese drei Fragen grundsätzlich beantwortet sind, geht es an die konkrete Karriereplanung. Dabei können folgende Modelle helfen:

1. Stufenmodell

Das Stufenmodell ist vor allem für Berufseinsteiger geeignet, die in möglichst kurzer Zeit eine bestimmte Position anstreben. Hierbei verläuft die berufliche Laufbahn in einzelnen, aufeinander aufbauenden Stufen. Diese können zum Beispiel lauten:

  • Erster Job mit Gehalt x
  • Aufstieg nach x Jahren in Position x
  • Beförderung zur/zum [Position] nach x Jahren oder Jobwechsel
  • Weiterbildung zur/zum [Qualifikation]
  • Beförderung zur/zum [Position] nach x Jahren

So plausibel dieses Modell auf den ersten Blick zu sein scheint: Es suggeriert eine Geradlinigkeit der beruflichen Laufbahn, die es so meist nicht gibt. Denn in der Realität entstehen Karrieren auch durch Gelegenheit, sich wandelnde Interessen, plötzliche Chancen, Netzwerke usw.

Dennoch kann das Stufenmodell einer grundsätzlichen Orientierung dienen. Dabei ist es eher für Menschen geeignet, die bereits sehr genau wissen, was sie konkret erreichen möchten.

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2. SWOT-Modell

Das Akronym SWOT steht für Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats, zu Deutsch also Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Was aus der Betriebswirtschaft zur strategischen Planung bekannt ist, lässt sich auf die eigene Karriereplanung übertragen.

Während Stärken und Schwächen innere Faktoren, also die eigene Persönlichkeit, beschreiben, berücksichtigen Chancen und Risiken externe Faktoren. Dazu gehören etwa die allgemeine oder branchenspezifische Arbeitsmarktsituation, die wirtschaftliche Lage des Arbeitgebers, gesetzliche oder technologische Veränderungen usw.

Der Ansatz dieses Modells ist, die Kombination aus Stärken und Chancen (Strengths und Opportunities) zu maximieren und diejenige aus Schwächen und Risiken zu minimieren. Wichtig: Eine SWOT-Analyse sollte sich immer an einem konkreten Ziel orientieren, um Maßnahmen zu definieren, die sich konsequent umsetzen lassen. Ein steigendes Umweltbewusstsein der Gesellschaft kann beispielsweise als Chance gelten; wenn dann etwa die Stärke „technisches Know-how für umweltfreundliche Anlagen und Produkte“ hinzukommt, kann das Ziel lauten, eine zu 100 Prozent umweltfreundliche Produktion innerhalb der kommenden drei Jahre zu etablieren.

3. Personal Experience Map

Eine „Personal Experience Map“ setzt bei den persönlichen Erfahrungen und Kenntnissen an und zeigt darauf aufbauend den Weg, wie wir unsere beruflichen Ziele erreichen können. Zunächst werden bei dieser Methode „von/zu-Aussagen“ formuliert, die ein Ziel beschreiben, etwa: „Ich möchte mich vom Teammitglied zum Teamleiter entwickeln.“ Oder: „Ich möchte meine kreativen Fähigkeiten im internationalen Kontext einsetzen.“ Dabei sollten Berufstätige nicht nur das Selbstbild berücksichtigen, sondern vor allem Kollegen und Vorgesetzte um ihre ehrliche Einschätzung bitten.

Das Modell unterscheidet außerdem zwischen „funktionaler Erfahrung“ und Management-Erfahrung. Zu den funktionalen Erfahrungen gehören erworbene Kompetenzen, zum Beispiel Forschungstätigkeit, Marketing, Logistik, IT etc. Zu den Management-Erfahrungen gehören zum Beispiel Team-Verantwortung, Berufserfahrung in einem anderen Land oder gemeisterte Krisensituationen.

In einer Art Landkarte werden nun die von/zu-Aussagen notiert und mit den Erfahrungen und Kenntnissen verknüpft, die eine Person gemäß ihrer persönlichen Karriereplanung in den nächsten zwei bis fünf Jahren machen möchte.

Bei der Karriereplanung realistisch und authentisch bleiben

Egal, welches der vorgestellten Modelle für Sie am besten funktioniert: Für alle drei gilt, dass Sie sich selbst möglichst realistisch und authentisch einschätzen sollten. Realistisch, damit Sie die einzelnen Schritte Ihrer beruflichen Laufbahn so planen können, dass Sie auch erreichbar sind – ansonsten drohen Frustration und Enttäuschung. Und authentisch, damit es Ihr eigener, persönlicher Karriereweg bleibt. Erwartungen Ihres Umfelds sollten eine möglichst kleine Rolle spielen.

Und noch ein Tipp zum Schluss: Prüfen Sie Stellenangebote und Chancen stets genau daraufhin, ob es sich dabei tatsächlich um einen Schritt nach vorne handelt oder nicht. Bedenken Sie, dass manche Gelegenheit Sie vielleicht auf Ihrer beruflichen Laufbahn nicht so schnell vorwärts bringt, Ihnen aber Chancen eröffnet, sich persönlich besser weiterzuentwickeln.

Beruflicher Erfolg ist individuell

Eine erfolgreiche Karriere ist ein wichtiger Aspekt Ihrer allgemeinen Zufriedenheit. Aber er ist nicht der einzige. Definieren Sie also für sich selbst, in welchen Punkten Sie sich persönlich weiterentwickeln möchten, was für Sie also Karriere bedeutet. Dabei gibt es kein Richtig und Falsch, sondern vor allem individuelle Präferenzen. Denn Zufriedenheit werden Sie nur dann erreichen, wenn Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Kenntnisse und Potenziale kennen(lernen) und berücksichtigen.