Ob für Klausuren, Prüfungen oder Hausarbeiten: am Anfang steht das Lernen. Berge von Texten und Büchern wollen gelesen werden. Das Problem: Oft haben wir zu wenig Zeit und zu viel auf dem Schreibtisch. Schnelles Lesen, auch Speed Reading genannt, kann Abhilfe schaffen. Was es damit auf sich hat und wie es funktioniert, erfahren Sie hier.
Was ist Speed Reading?
Beim Speed Reading geht es darum, die eigene Lesegeschwindigkeit um das Doppelte bis Dreifache zu erhöhen. Während wir in der Regel um die 240 Wörter pro Minute lesen, schaffen Spezialisten mit der richtigen Technik zwischen 600 und 800 Wörter in dieser Zeit.
Dabei geht es jedoch nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch um Effektivität. Logisch: wer denselben Text in einer gegebenen Zeit zwei statt nur ein einziges Mal liest, behält mehr von seinem Inhalt. Unser Gehirn bildet nämlich sogenannte Wissensnetze. Um neue Informationen darin einzubauen, müssen diese zunächst aktiviert werden. Beim ersten Lesedurchgang, dem sogenannten Scimming, wird versucht, die wichtigen Informationen, Schlüsselsätze und -begriffe beim Überfliegen herauszufiltern und damit die entsprechenden Wissensnetze zu stimulieren. Beim zweiten Lesen bleiben diese Informationen dann leichter im Netz hängen – wir verstehen die Inhalte und Zusammenhänge der Texte besser.
Welche Vorteile bietet schnelles Lesen?
Wenn die Zeit knapp und Zeitmanagement wichtig ist, werden die Vorteile des Speed Readings offensichtlich. Wer schneller liest,
- spart Zeit bei großen Recherchen.
- erkennt Schlüsselinformationen schneller.
- versteht die Inhalte besser.
- behält das Erlernte länger.
- bleibt beim Lesen konzentrierter und ermüdet weniger schnell.
Wie funktioniert Speed Reading?
Wer schnell lesen lernen möchte, sollte sich, so paradox es klingt, dafür Zeit nehmen. Nur mit der richtigen Herangehensweise kann man Texte schneller lesen und das Gelesene auch verarbeiten. Die drei wichtigsten Techniken beim Speed Reading sind die Optimierung von Regression, Fixation und Vokalisierung.
Regression vermeiden: Immer im Lesefluss bleiben
Wenn wir etwas lesen und nicht direkt verstehen, springen wir oft an Absätze oder Textstellen zurück. Das bremst den Lesefluss extrem, hilft einem besseren Verständnis jedoch selten: viele Dinge ergeben sich später im Text aus dem Zusammenhang oder beim zweiten Durchgang. In beiden Fällen ist das entsprechende Wissensnetz bereits aktiviert und kann die Inhalte effektiver aufnehmen.
Fixation optimieren: Den Blick aufs große Ganze wagen
Beim Lesen fixieren wir üblicherweise einzelne Worte oder Wortgruppen, bleiben mehrmals im Satz irgendwo „hängen“. Mit gezielten Übungen lassen sich diese Augenstopps reduzieren, wir lesen dann größere Wortgruppen und verweilen nur noch zwei bis dreimal pro Zeile – die Geschwindigkeit erhöht sich.
Die Verringerung der Fixation ist jedoch kein Selbstzweck: Gleichzeitig sollten wir lernen, die Text- und Informationsflut besser zu filtern. Welche Wortgruppen sind wichtig? Welche Kernaussagen beinhaltet dieser oder jener Satz? Wer Sätze oder ganze Textabschnitte passend strukturiert, versteht auch dessen Inhalte besser und steigert das Lesetempo.
Vokalisierung abstellen: Inhalte verstehen statt innerlich mitlesen
Wörter und ganze Sätze innerlich mitzusprechen oder sogar die Lippen zu bewegen, reduziert die Geschwindigkeit erheblich. Fachtexte sind in der Regel sehr sachlich formuliert: Das hilft dem Leser, sich auf die Begriffe zu konzentrieren, statt emotional in den Text einzutauchen. Mit der Beschränkung auf das rein optische Lesen vermeidet man es, wertvolle Zeit zu verlieren.
Fazit
Wer diese drei Techniken optimiert, wird nach einiger Übung schneller lesen und mehr verstehen. Geduld ist dabei entscheidend: Ein hundertprozentiges Verständnis der Texte ist weder realistisch, noch sinnvoll. Wenn Sie rund 80 Prozent der Inhalte verstehen und priorisieren, haben Sie in der Regel alle wichtigen Kernaussagen des Textes verinnerlicht.
Und das Beste: Danach können Sie wieder tief in die Bücher in Ihrer Freizeit eintauchen, Gedanken schweifen und Zeit verstreichen lassen – ganz ohne Stoppuhr und Speed Reading.
Statt Lesen wollen Sie lieber Zuhören? Hier erfahren Sie, welche Vorteile das Lernen mit Musik bietet und wie Sie damit eine neue Sprache lernen können.